Resilienz am Arbeitsplatz: Wie Mitarbeiter wirklich gesund und leistungsfähig bleiben

In einer Zeit, in der sich immer mehr Menschen von Stress und hoher Arbeitsbelastung überfordert fühlen und Burnout und psychische Erkrankungen zunehmen, entwickelt sich Resilienz am Arbeitsplatz zu einer Zukunftskompetenz. Die Fähigkeit, Stress gesund zu bewältigen, Grenzen zu erkennen und flexibel mit Herausforderungen umzugehen, hilft dabei, gesund und leistungsfähig zu bleiben. Dieser Artikel zeigt, wie Resilienz am Arbeitsplatz sogar zum Wettbewerbsvorteil wird – für Mitarbeiter, Teams und das gesamte Unternehmen.
Resilienz am Arbeitsplatz – was ist das eigentlich?
Resilienz ist heute in aller Munde. Doch was ist das genau und was bedeutet Resilienz am Arbeitsplatz?
Der Begriff Resilienz kommt ursprünglich aus der Physik, aus der Werkstoffkunde. Er beschreibt, wie Dinge in ihre ursprüngliche Form zurückspringen. Ein Beispiel ist ein Küchenschwamm, den man zusammendrückt und der sich wieder entfaltet.
Übertragen auf den Menschen beschreibt Resilienz die psychische Widerstandskraft. Es geht um die Fähigkeit, mit Belastungen und Herausforderungen umzugehen, Krisen zu meistern und gestärkt aus schwierigen Situationen hervorzugehen. Das können alltägliche Probleme und Herausforderungen sein, wie der Stress am Arbeitsplatz, eine hohe Arbeitsbelastung oder Streit mit Kollegen oder Vorgesetzten.
Resilienz am Arbeitsplatz ist mehr als nur Stressbewältigung. Während Stressbewältigung bedeutet, stressige Situationen im Arbeitsalltag direkt und effektiv zu meistern, ist Resilienz eine generelle innere Stärke. Sie hilft, mit herausfordernden Ereignissen und Krisen umzugehen und auf sich zu achten. Resilienz ist so etwas wie das „Immunsystem unserer Seele“ – sie unterstützt uns nicht nur in der akuten Situation, sondern bereits davor und auch danach.
Und so wie ein starkes körperliches Immunsystem uns nicht unverwundbar macht, genauso wenig bedeutet Resilienz, dass wir immer mehr Stress und Arbeit aushalten. Es geht darum, flexibel und gesund mit den Belastungen umzugehen und die eigenen Grenzen zu erkennen.
Resiliente Menschen sind am Arbeitsplatz in der Lage, Veränderungen anzunehmen und gehen gesund mit Stress und Druck um. Sie verlassen sich in schwierigen Situationen auf ihre Fähigkeiten und bleiben so leistungsfähig. Sie lassen sich nicht entmutigen, wenn etwas schiefgeht, sondern fragen sich „Was kann ich daraus lernen?“.
Warum ist Resilienz am Arbeitsplatz heute wichtiger denn je?
Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Zunehmende Digitalisierung, der Einzug von KI, hybrides Arbeiten und neue Arbeitsmodelle beeinflussen den Arbeitsalltag. Zugleich machen der demographische Wandel und der damit einhergehende Fachkräftemangel den Unternehmen zu schaffen. Gleichzeitig steigt die Komplexität der Aufgaben weiter an und immer mehr Arbeit wird auf weniger Mitarbeitende verteilt. Es herrscht ein permanenter Zeitdruck und jeder soll ständig erreichbar sein.
Der Arbeitsplatz ist heute einer der größten Stressfaktoren für viele Führungskräfte und Mitarbeiter. Menschen, die beruflich unter Stress stehen, leisten weniger, fühlen sich öfter überfordert und geraten häufiger in Konflikte mit Kollegen und Vorgesetzten.
Es lässt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Stress am Arbeitsplatz und der Zunahme von Burnout, stressbedingten Erkrankungen und psychischen Problemen wie Depressionen und Angstzuständen feststellen (so z.B. Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und Statistisches Bundesamt zur Gefährdung von Stress am Arbeitsplatz).
Resilienz ist dabei mehr als ein Mittel zur Stressbewältigung am Arbeitsplatz. Sie ist der entscheidende Faktor, um in der heutigen Arbeitswelt gesund zu bleiben und erfolgreich zu sein.
Resiliente Mitarbeiter und Führungskräfte sind nicht nur weniger anfällig für stressbedingte Krankheiten. Sie sind leistungsfähiger und kreativer. Sie wissen, wann eine Pause nötig ist und achten auf das eigene Wohlbefinden und das ihrer Kollegen und Mitarbeiter. So haben sie bessere Beziehungen und fühlen sich am Arbeitsplatz wohler.
Und Resilienz wirkt nicht nur auf der individuellen Ebene. Auch ganze Teams profitieren von Resilienz am Arbeitsplatz. Resiliente Teams arbeiten effizienter zusammen, können schwierige Situationen besser bewältigen, kommunizieren offener und konstruktiver, lernen aus Fehlern und gehen offener mit Veränderungen um.
Resilienz am Arbeitsplatz: 7 Faktoren, um sie zu stärken
Warum sind manche Menschen von Natur aus resilienter als andere? Es gibt Kernkompetenzen, die resiliente Menschen charakterisieren. Für die Resilienz am Arbeitsplatz sind folgenden Faktoren besonders wichtig:
- Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
Selbstwirksamkeit meint das Vertrauen zu haben, mit den eigenen Fähigkeiten, Aufgaben erfolgreich zu bewältigen und Herausforderungen zu meistern. Dies geht Hand in Hand mit der Überzeugung, durch die eigene Arbeit etwas bewirken zu können. Resiliente Mitarbeiter sehen sich nicht als Opfer der Umstände, sondern werden aktiv. Sie fragen sie nicht „Geht das überhaupt?“, sondern „Wie mache ich das?“ - Emotionale Selbstregulation
Resiliente Mitarbeiter gehen bewusst mit ihren Gefühlen um. Sie unterdrücken sie nicht, sondern sind in der Lage, diese sozial angemessen zu äußern. Sie besitzen die Fähigkeit, Stress besser wahrzunehmen und zu regulieren. Die eigenen Emotionen wahrzunehmen ist ein erster Schritt auf dem Weg zu einer gesunden Work-Life-Balance und einer guten Selbstfürsorge. - Akzeptanz & Anpassungsfähigkeit
Es gibt Situationen, die sich nicht verändern lassen. Resiliente Mitarbeiter verschwenden keine Energie auf Themen, die sie weder verändern noch beeinflussen können. Sie richten ihren Fokus auf die aktuelle Situation und das Machbare. - Lösungsorientierung & Flexibilität
Problemorientierte Menschen verschwenden viel Zeit und Energie darauf, aktuelle oder mögliche Probleme immer wieder detailliert zu beschreiben, zu analysieren und zu beklagen. Resiliente Menschen machen sich mehr Gedanken um mögliche Lösungen. Sie konzentrieren ihre Energie darauf, erwünschte Ergebnisse zu erzielen, Ressourcen zu aktivieren, etwas zu verbessern und Fortschritte zu erreichen. - Soziale Unterstützung & Netzwerke
Teamarbeit und gegenseitige Unterstützung sind ein wesentlicher Faktor gegen Stress. Resiliente Menschen bauen Netzwerke und belastbare Beziehungen zu anderen Menschen auf – sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld. - Optimismus & Zukunftsorientierung
Wir kennen sie alle – die Personen, die in allem zuerst das Negative suchen. Resiliente Menschen richten ihre Aufmerksamkeit und Energie auf das, was funktioniert und gut läuft. Sie fokussieren sich auf das, was möglich ist und blicken zuversichtlich in die Zukunft. - Verantwortungsübernahme & Kontrolle
Aktiv Verantwortung für die eigenen Handlungen und die eigene Arbeit zu übernehmen, ist ein wesentlicher Faktor für die Resilienz am Arbeitsplatz. Ein gutes Zeitmanagement und eine effektive Selbstorganisation unterstützen dies.
Wie können Mitarbeiter Resilienz entwickeln?
Die gute Nachricht: Resilienz ist keine angeborene Charaktereigenschaft, sie ist dynamisch und kann sich verändern. Resilienz kann man wie einen Muskel trainieren, so die Resilienzforschung heute. Nur ein gewisser Teil der individuellen Resilienz eines Menschen beruht auf unseren Anlagen und Prägungen und lässt sich nur sehr schwer verändern.
Damit Resilienz erst Stress, Problemen und Krisen wirklich wirksam wird, sollte sie bereits vorher entwickelt und trainiert werden. Dies geht auf verschiedenen Ebenen:
Individuelle Faktoren
Mitarbeiter und auch Führungskräfte können ihre persönliche Resilienz durch verschiedene Maßnahmen stärken. Der Fokus sollte auf den Bereichen liegen, die bislang so stark ausgeprägt sind.
- Selbstbewusstseins und Selbstwirksamkeit stärken
- Selbstreflexion, z.B. durch das Führen eines Erfolgstagebuchs
- Entwicklung einer optimistischen Sichtweise und einer lösungsorientierten Denkweise
- Aufbau einer gesunden Work-Life-Balance mit klaren Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben
- Erlernen von Stressmanagement-Techniken und Achtsamkeitsmethoden
Für jeden dieser Punkte gibt es vielfältige Ansätze.
Teamresilienz
Durch eine starke Teamresilienz wird auch die Resilienz jedes einzelnen Teammitglieds unterstützt. Die Resilienz eines Teams kann u.a. durch folgende Aspekte gestärkt werden:
- Förderung einer offenen Kommunikationskultur
- Stärkung des Teamzusammenhalts, z.B. durch gemeinsame Aktivitäten
- Regelmäßige Teammeetings und eine offene Feedback-Kultur
- Aufbau einer positiven Fehlerkultur, die Fehler als Lernchance sieht
Rolle der Führungskraft
Führungskräfte spielen eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der Resilienz ihrer Mitarbeitenden. Sie agieren als Vorbilder durch ihr eigenes resilientes Verhalten und können ihre Mitarbeitenden durch weitere Faktoren stärken:
- Schaffen einer vertrauensvollen und wertschätzenden Arbeitsatmosphäre
- Regelmäßiger Austausch und Feedback
- Klare Definition von Aufgaben, Zielen und Prioritäten
- Förderung der individuellen Stärken der Mitarbeiter
Unternehmenskultur
Je resilienter die Unternehmenskultur, desto einfacher ist es für den Mitarbeiter, seine Resilienz aufzubauen. Die Unternehmenskultur kann durch folgende Maßnahmen gefördert werden:
- Integration von Resilienz in die Unternehmensziele und -werte
- Etablieren von Strukturen und Prozessen, die Resilienz unterstützen
- Fördern einer offenen Kommunikationskultur auf und zwischen den Hierarchieebenen
- Fokus auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter
- Weiterbildungsangebote für die Mitarbeiter, damit sie ihre Talente und Fähigkeiten ausbauen können
Externe Unterstützung
Unternehmen können externe Unterstützung in Anspruch nehmen, um die Resilienz ihrer Mitarbeiter zu stärken:
- Coachingangebote für die Mitarbeiter zur Stressbewältigung und Resilienz
- Resilienz-Trainings und Workshops (zur Wirksamkeit von Resilienz-Training siehe Haufe (2022) zur Resilienzförderung am Arbeitsplatz)
- externe Beratung zur Implementierung von Resilienz im Unternehmen
- Mentoring-Programme für junge Führungskräfte
Eine Kombination dieser verschiedenen Faktoren stärkt die Resilienz der Mitarbeiter und hilft ihnen, besser mit Stress, Problemen und Herausforderungen umzugehen.
Die häufigsten Fehler: Warum Resilienz nicht immer vor Burnout schützt
Es ist wichtig, Resilienz am Arbeitsplatz aufzubauen, denn so bleiben Mitarbeiter gesund und leistungsfähig. Doch auch wenn die Mitarbeiter diese Fähigkeit aufgebaut haben, ist sie kein Allheilmittel gegen Burnout. Daher sind vor allem die folgenden Fehler zu vermeiden.
Resilienz wird mit Härte oder Durchhalten verwechselt
Resilienz wird oft mit Härte gleichgesetzt. Es geht nicht darum, noch „härter im Nehmen“ zu sein oder noch länger durchzuhalten. Resiliente Menschen sind widerstandsfähiger. Sie kennen aber auch ihre Grenzen und machen Pausen oder suchen sich Unterstützung, bevor sie ausbrennen.
Unternehmen legen keinen Fokus auf Prävention
Häufig kümmern sich Unternehmen erst um das Thema Resilienz, wenn Mitarbeiter ausfallen und die ersten Burnout-Fälle auftreten. Zwar wirkt Resilienz in der akuten Situation, gestärkt werden muss sie allerdings vorbeugend und regelmäßig.
Führungskräfte haben unrealistische Erwartungen an die Mitarbeiter
Jeder Mensch hat einen individuellen Ausgangspunkt für seine Resilienz. Manche sind von Natur aus resilienter, andere weniger. Unternehmen erwarten, dass die Mitarbeiter resilienter werden und vergessen, dass die Arbeitsbedingungen und die Unternehmenskultur eine wichtige Rolle spielen. Es bringt wenig, wenn die Mitarbeiter an ihrer individuellen Resilienz arbeiten, gleichzeitig aber permanent überlastet sind und einer schlechten und ungesunden Führung leiden.
Mitarbeiter fühlen sich durch die Führungskräfte nicht unterstützt
Resilienz am Arbeitsplatz kann nur durch ein Zusammenspiel zwischen den Mitarbeitern, den Führungskräften und der Unternehmenskultur ausgebildet werden. Die Führungskraft ist als Vorbild gefordert, die das Thema Resilienz ernst nimmt und fördert.
Der Fokus liegt ausschließlich auf der individuellen Resilienz
Neben der individuellen Resilienz der Mitarbeiter und der Unterstützung durch die Führungskraft ist auch die Teamresilienz ein entscheidender Faktor für die Resilienz am Arbeitsplatz. Sie sollte neben der individuellen Resilienz gefördert werden.
Resilienz-Maßnahmen werden ohne nachhaltige Umsetzung durchgeführt
Ein einzelnes Resilienz-Training reicht nicht aus, um nachhaltig Resilienz im Unternehmen zu etablieren. Nachhaltige Resilienz braucht einen Transfer in den Arbeitsalltag und sollte kontinuierlich trainiert werden. Das kann durch regelmäßigen Austausch, Coachings oder Workshops zum Transfer gewährleistet werden.
Fazit: Darum ist Resilienz am Arbeitsplatz heute die Schlüsselkompetenz im Job
Resilienz ist nicht nur „nice to have“, sondern eine Schlüsselkompetenz, um in der heutigen Arbeitswelt gesund und leistungsfähig zu bleiben. Digitalisierung, Fachkräftemangel und die damit einhergehende ständig steigende Arbeitsbelastung verlangen von den Mitarbeitern neben dem fachlichen Wissen vor allem auch Flexibilität und psychische Widerstandskraft.
Resiliente Mitarbeiter können mit Stress und Herausforderungen besser umgehen. Sie fallen nicht nur seltener krankheitsbedingt aus, sondern sind auch leistungsfähiger. Und nicht nur der einzelne Mitarbeiter profitiert von Resilienz. Resiliente Teams arbeiten besser zusammen.
Resilienz am Arbeitsplatz ist erlernbar. Sie kann kontinuierlich aufgebaut und gestärkt werden – sowohl für den einzelnen Mitarbeiter als auch für das Team. Und letztendlich wirkt sich dies auch auf die gesamte Unternehmenskultur aus. Die Führungskräfte spielen dabei eine wichtige Rolle, sie sind Vorbilder und können die Resilienz ihrer Mitarbeitenden aktiv fördern.
Resilienz am Arbeitsplatz zu einem echten Wettbewerbsvorteil und einer Zukunftskompetenz, die Mitarbeiter gesund hält, Teams stärkt und Unternehmen erfolgreich sein lässt.